Jan. 24, 2014 - Allgemein, gsuSaves, Zitate    No Comments

Mut zum Mut

Es gibt seit einiger Zeit ein Video, welches man glatt als viral bezeichnen könnte, da es sich so schnell ausbreitet. Dieses Video existiert zwar schon seit ein paar Monaten, aber manchmal brauchen Dinge Zeit, um in den öffentlichen Fokus zu gelangen. So wohl auch dieses.

Es passt ganz gut zum Zeitgeist und trifft den Nerv vieler Menschen. Wohl auch deshalb verbreitet es sich so stark. Die junge Frau im Video ist eine so genannte poetry slammerin. Du fragst Dich, was das bedeutet? Ganz einfach: Es geht um eine Art Dichter-Wettstreit. Eigentlich könnte man auch Schlacht dazu sagen. Parallelen zum Wettbewerbscharakter findet man z.B., wenn man sich den Grand Slam im Tennis anguckt oder den Film Bandslam, wo es um einen Wettstreit zwischen Musikbands geht. Aber zurück zum Video:

Für jeden, der so schnell nicht mitgekommen ist, hier der Text:

Eines Tages Baby, werden wir alt sein. Oh Baby, werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.
Ich, ich bin der Meister der Streiche, wenn’s um Selbstbetrug geht. Bin ein Kleinkind vom Feinsten, wenn ich vor Aufgaben steh‘. Bin ein entschleunigtes Teilchen. Kann auf Keinsten was reißen. Lass‘ mich begeistern für Leichtsinn, wenn ein anderer ihn lebt.
Und ich denke zu viel nach. Ich warte zu viel ab. Ich nehm‘ mir zu viel vor und ich mach‘ davon zu wenig. Ich halt‘ mich zu oft zurück, ich zweifel alles an, ich wäre gerne klug – allein das ist ziemlich dämlich. Ich würd‘ gern so vieles sagen, aber bleibe meistens still, weil wenn ich das alles sagen würde, wäre das viel zu viel. Ich würd‘ gern so vieles tun. Meine Liste ist so lang, aber ich werd‘ eh nie alles schaffen – also fang‘ ich gar nicht an. Stattdessen häng‘ ich planlos vorm Smartphone. Wart‘ bloß auf den nächsten Freitag. „Ach, das mach‘ ich später“ ist die Baseline meines Alltags. Ich bin so furchtbar faul wie ein Kieselstein am Meeresgrund. Ich bin so furchtbar faul, mein Patronus ist ein Schweinehund. Mein Leben ist ein Wartezimmer, niemand ruft mich auf. Mein Dopamin, das spar‘ ich immer, falls ich’s nochmal brauche.
Und eines Tages Baby, werd‘ ich  alt sein. Oh Baby, werd‘ ich alt sein und an all die Geschichten denken, die ich hätte erzählen können.
Und du? Du murmelst jedes Jahr neu an Silvester die wieder gleichen Vorsätze treu in dein Sektglas und Ende Dezember stellst du fest, dass du Recht hast, wenn du sagst, dass du sie dieses Jahr wieder vercheckt hast. Dabei sollte für dich 2013 das erste Jahr vom Rest deines Lebens  werden. Du wolltest abnehmen, früher aufstehen, öfter rausgehen, mal deine Träume angehen, mal die Tagesschau sehen für mehr Small Talk, Allgemeinwissen. Aber so wie jedes Jahr, obwohl du nicht damit gerechnet hast, kam dir wiedermal dieser Alltag dazwischen.
Unser Leben ist ein Wartezimmer. Niemand ruft uns auf. Unser Dopamin, das sparen wir immer, falls wir’s nochmal brauchen. Und wir sind jung und haben viel Zeit. Warum sollen wir was riskieren? Wir wollen doch keine Fehler machen. Wir wollen auch nichts verlieren und es bleibt so viel zu tun. Unsere Listen bleiben lang und so geht Tag für Tag ganz still ins unbekannte Land.
Und eines Tages Baby, werden wir alt sein. Oh Baby, werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können. Und die Geschichten, die wir dann stattdessen erzählen, werden traurige Konjunktive sein wie: Einmal, bin ich fast einen Marathon gelaufen. Und hätte fast die Buddenbrooks gelesen. Und einmal wäre ich beinahe bis die Wolken wieder lila waren noch wach gewesen. Und fast, fast hätten wir uns mal demaskiert und gesehen, wir sind die gleichen. Und dann hätten wir uns fast gesagt, wie viel wir uns bedeuten. Werden wir sagen.
Und dass wir bloß faul und feige waren – das werden wir verschweigen und uns heimlich wünschen, noch ein bisschen hierzubleiben, wenn wir dann alt sind und unsere Tage knapp – und das wird sowieso passieren – dann erst werden wir kapieren, wir hatten nie was zu verlieren. Denn das Leben, das wir führen wollen – das könn‘ wir selber wählen. Also lass‘ uns doch Geschichten schreiben, die wir später gern erzählen. Lass‘ uns nachts lange wach bleiben, auf’s höchste Hausdach der Stadt steigen, lachend und vom Takt frei die tollsten Lieder singen. Lass‘ uns Feste, wie Konfetti schmeißen. Sehen wie sie zu Boden reisen und die gefallenen Feste feiern, bis die Wolken wieder lila sind. Und lass mal an uns selber glauben. Is‘ mir egal, ob das verrückt ist und wer genau guckt, sieht, dass Mut bloß auch ein Anagramm von Glück ist. Und, wer immer wir auch waren – lass‘ mal werden, wer wir sein wollen. Wir haben schon viel zu lang gewartet. Lass mal Dopamin vergeuden.
„Der Sinn des Lebens ist leben“ – das hat schon Casper gesagt. „Let’s make the most of the night“ – das hat schon Kesha gesagt. Lass’ uns möglichst viele Fehler machen und möglichst viel aus ihnen lernen. Lass‘ uns jetzt schon Gutes säen, damit wir später Gutes ernten. Lass‘ uns alles tun, weil wir können und nicht müssen. Weil jetzt sind wir jung und lebendig und das soll ruhig jeder wissen.
Und unsere Zeit, die geht vorbei – das wird sowieso passieren. Und bis dahin sind wir frei und es gibt nichts zu verlieren. Lass‘ uns, uns mal demaskieren und dann sehen, wir sind die gleichen. Und dann können wir uns ruhig sagen, dass wir uns viel bedeuten, denn das Leben, das wir führen wollen, das können wir selber wählen.
Also, los! Schreiben wir Geschichten, die wir später gern‘ erzählen. Und eines Tages Baby, werden wir alt sein. Oh Baby, werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die für immer unsere sind.

passion

Was mir dazu einfällt, ist ein Zitat, das unterschiedlichen Leuten zugesprochen wird. Mal steht im Netz, dass es von Nelson Mandela kommt. Dann wird es Eleanor Roosevelt zugeschrieben. Wieder andere kennen es aus dem Film „Plötzlich Prinzessin“:

„Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Erkenntnis, dass es etwas gibt, das wichtiger ist als die Angst.“

Im Text oben habe ich die Stellen farblich hervorgehoben, die ich besonders mag. Wir haben die Wahl. Wir treffen Entscheidungen. Jeden Tag. Über unser Handeln, über unsere Worte, über das, was wir tun und was wir lassen. Umstände kann man nicht immer ändern, jedoch unseren Umgang mit den Umständen. Also lasst uns doch gute Entscheidungen treffen. Entscheidungen, die Veränderung bewirken. Entscheidungen, die uns und anderen weiterhelfen. Manchmal vielleicht auch unbequeme Entscheidungen. Entscheidungen, ein Segen zu sein. Entscheidungen, mal einen Fuß nach draußen zu setzen und einen Schritt aus unserer Komfortzone zu wagen. Und dann noch einen. Und noch einen.

Manchmal müssen wir uns einfach aufmachen und im Glauben und Vertrauen Schritte nach vorn wagen. Uns nicht von der Angst aufhalten lassen. Und auch nicht von unserer Bequemlichkeit aufhalten lassen. Rudyard Kipling (der vom Dschungelbuch, Ihr wisst schon) sagte mal:

„Unser England ist ein Garten, und solche Gärten werden nicht erschaffen, indem man einfach im Schatten sitzt und sagt ‚Oh, wie schön!'“

Umgangssprachlich kann man vielleicht sagen: Von Nix kommt Nix! Auch in der Bibel steht schon, dass wir ernten werden, was wir säen. Steht im Galaterbrief, falls jemand nachlesen will. Wir säen, Gott schenkt das Wachstum, wir ernten. Leider geht das nicht immer so schnell, wie man gern hätte, aber das ist ja auch beim Bauern so. Kein Bauer, der Getreide sät oder Kartoffeln, kommt nach zwei Tagen wieder, um zu ernten. Die Dinge brauchen eben ihre Zeit. Und alles hat seine eigene Zeit.

Also lasst uns gute Dinge säen. Gute Entscheidungen treffen. Neue Wege gehen.

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